Wir haben das unglaubliche Glück, uns Ende 2023 zum dritten Mal in Folge erfolgreich um Bundesfördermittel aus dem "Amateurmusikfonds" beworben zu haben. Unser Projekt „KlangArchitektur der Vielfalt“ ist ein Videoprojekt, das unbekannte internationale Chormusik aufgreift, um auf Musik als gemeinsame Sprache zwischen Ländern und Kulturen hinzuweisen. Unseren ursprünglichen Plan, ein russisch-ukrainisches Chorwerk und Chorwerke der westlichen Hemisphäre gegenüberzustellen und mit einem international besetzten Solist:innenensemble einzustudieren, mussten wir im Lauf der Monate aufgeben - auch das gehört zu mutigen Projekten, rechtzeitig Grenzen der Realisierbarkeit zu erkennen und mit Hilfe des Projektträgers gegenzusteuern. Ein wunderbares Zwischenergebnis ist aber in jedem Fall, dass die Chorsinfonie vom Bortnianski, für die es kaum Aufnahmen oder Aufführungen gibt, nun durch unser Projekt als Übedateien in YouTube verfügbar ist und auf diese Weise vielen Chören zugänglicher ist.
Den Abschluss des Projektes, das sich nun auf die Vielfalt unterschiedlicher Genres und Epochen konzentriert, bildete im Oktober 2024 ein professioneller Videodreh in der Werkstatthalle des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda in Legefeld. Vier Chorwerke aus den USA und Deutschland wurden dafür einstudiert, die klanglich das ganze Spektrum von Chormusik abdecken: von Gospel über berührende Arrangements mit und ohne Klavierbegleitung bis hin zu einer Erstaufzeichnung eines eigens für den Chor komponierten und vom ihm auch 2023 uraufgeführten zeitgenössischen a-cappella-Werkes.
„Uns liegt es in diesen konfliktreichen Zeiten besonders am Herzen zu zeigen, dass Musik jenseits ihrer Entstehung als eine gemeinsame Sprache dienen kann“, erklärt der musikalische Leiter Ralf Jorik Schöne die Projektidee. „Dass wir zum Abschluss in einer Industriehalle des Lebenshilfe-Werkes singen durften, die sich im Übrigen als Ort mit wunderbarer Akustik entpuppt hat, ist ein Geschenk und zeigt eine weitere Facette von Klang-Architektur. Es erfüllt uns mit großer Freude, Musik an einem Ort als gemeinsame Sprache einzubringen, wo Vielfalt und Diversität großgeschrieben werden, üblicherweise aber nicht gesungen wird.“ Im Ergebnis der Zusammenarbeit soll die Werkstatthalle als Konzertort für den Chor dienen.
Den Start des Projektes bildete im Februar 2024 die Bildung einer Arbeitsgruppe unter Leitung unseres Chorleiters, die das Konzept für die musikalischen Inhalte für ein schlüssiges Gesamtkonzept entwarf. Es sollten vier inhaltlich zueinander passende Chorwerke ganz unterschiedlicher Kulturkreise und Besetzungen ausgewählt, mit Vertreter:innen der Länder oder Kulturkreise diskutiert, einstudiert, aufgeführt und in einer professionellen Video- und Tonaufnahme aufgezeichnet werden.
Bei der Auswahl und Diskussion der Stücke halfen Vertreter:innen der Länder Ukraine, Russland, Rumänien, Ungarn, Estland und Großbritannien. In den Hauptproben wurden die Grundlagen der Stücke erarbeitet, weitere Registerprobe, individuelle Hilfestellungen und zusätzliche Proben erfolgten mit der Sängerin Dalma Stuller, insbesondere die Erarbeitung der Fugen.
Die Herausforderung im Lauf des Projektes war, dass sich der Bortniansky in den Modulationen der Fugen als sehr komplex sowie sprachlich (Kirchenslawisch) als sehr schwer herausstellte. Zudem war es durch den krankheitsbedingten und beruflichen Wegfall mehrere Männerstimmen nicht mehr möglich, die kleinteiligen Stimmteilungen im Peace Song von Tim Brent zu bewerkstelligen. Es wurde versucht, diesen Herausforderungen mithilfe von eigens für den Chor erstellten Übedateien für den Bortniansky sowie einer Vereinbarung mit dem Komponisten Tim Brent zur Bearbeitung des „Peace Song“ für Chor ohne Stimmteilung und 4 statt 5 Solist:innen zu begegnen. Am Ende waren beide Stücke aber nicht aufnahmereif einstudierbar.
Die Lösung zur Rettung dieses wunderbaren Projektes war die Absetzung des Bortniansky-Stückes und des Peace Songs inklusive der Absage an die Solist:innen, an Tim Brent und die Absage eines geplanten Probenwochenendes mit den Solist:innen. Stattdessen wurden die ersatzweise Aufnahme von Ralf Jorik Schönes „Der Fluss“ (komponiert für den Philharmonischen Chor Weimar und uraufgeführt im Herbst 2023) als Erstaufnahme und des „Deo Dicamus Gratias“ Victor C. Johnson aus unserem Sommerprogramm in Angriff genommen, um die ohnehin geplante Videoproduktionszeit optimal ausnutzen. Alle Änderungen haben wir dem Amateurmusikfonds mündlich und schriftlich angezeigt.
Unser Fazit für uns - und alle anderen Chöre, die sich an große, herausfordernde Projekte wagen: